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Allem Anfang wohnt ein Zauber inne (Hermann Hesse) oder aller Anfang ist schwer?
Nun ich würde sagen, beides trifft zu.
Geschrieben habe ich schon immer gern, auch als Kind. Ich erinnere mich noch gut an die Fotowand bei meiner Oma. Dort hing auch ein Rahmen mit einem ganz besonderen Weihnachtsgeschenk von mir. Einer Geschichte, über den Hund, der ins Wasser sprang. Inspiriert war diese von wahren Begebenheiten und von mir handschriftlich zu Papier gebracht im Alter von sechs Jahren. Immer mal wieder schrieb ich Geschichten oder auch „ganze Bücher“ in irgendwelche Notizbücher und als dann der erste Computer in meinem Zimmer stand (mit schwarz-weiß-Monitor) auch darauf. Ernsthaft verfolgt habe ich das nicht, es hat mir einfach Spaß gemacht. Auch während meiner Ausbildung schrieb ich weiter, zu diesem Zeitpunkt das erste Mal ernsthafter, dazu aber später mehr.
Los geht die Geschichte im Sommer 2012, als ich anfing, an einer Berufsschule als Vertretungslehrerin zu arbeiten. Ich steckte noch in der Endphase meines Studiums, aber dort wurden händeringend Leute gesucht, also übernahm ich für insgesamt 8 Stunden zwei Klassen des beruflichen Gymnasiums im Fach Deutsch. Der Unterricht begann dort um halb 8, was für mich bedeutete, dass ich um 5:15 Uhr aufgestanden bin, damit ich um 7 Uhr in der Schule bin. Kein leichtes Unterfangen, wenn man eine Nachteule ist und eigentlich niemals vor 1 Uhr ins Bett geht. Ich quälte mich unruhige Stunden im Bett, wenn ich versuchte, um 23 Uhr einzuschlafen und hatte zu dieser Zeit viele merkwürdige Träume, wenn ich denn schlief.
Einer davon hatte die ungefähre Handlung von dem Käfer zum Inhalt. Ich erzählte meinem Freund nach dem Aufwachen davon und da ich in den vergangenen Wochen immer wieder von meinen Träumen berichtet habe, sagte er ganz salopp: „Mach doch eine Geschichte draus“.
Nun, gesagt getan, ich schrieb wie will drauf los und schon wenige Tage später waren 120 Seiten zusammengekommen. Es floss quasi nur so aus mir raus, das war wohl der Zauber des Anfangs. Ich las in den folgenden Tagen immer mal wieder darüber und recherchierte im Internet gleichzeitig nach Möglichkeiten, Leser für seine Geschichten zu finden (an das Verkaufen habe ich da noch gar nicht gedacht). So fand ich Neobooks, eine Plattform, auf die man seine Bücher hochladen und zur Bewertung stellen konnte. Dort gab es gleichzeitig einen Wettbewerb, bei dem regelmäßig Texte ausgewählt wurden, die ein professionelles Urteil eines Verlagslektorates (ich glaube, es war Droemer&Knaur) erhalten sollten.
Der Traum, dort entdeckt und verlegt zu werden, war geboren. Ich erstellte in Eigenregie ein Cover für das Buch, las noch einmal korrektur und lud es hoch. Nur zwei Minuten später löschte ich das Buch wieder. Der Grund: Ich hatte es unter meinem richtigen Namen hochgeladen. Wie oben beschrieben, arbeitete ich jedoch an einer Berufsschule und das erste, was passierte, als ich neu in die Klasse kam, ich bekam etliche Anfragen meiner Schülerinnen und Schüler auf Facebook. Auf keinen Fall wollte ich, dass die ihre Lehrerin im Internet finden, wie sie Horrorgeschichten veröffentlicht. Also dachte ich mir auf die Schnelle ein Pseudonym aus, etwas unkreativ, aber es sollte ja schnell gehen. „Melisa Schwermer“ lud also erneut die Geschichte hoch und das Unfassbare geschah: Menschen, WILDFREMDE LEUTE kauften mein Buch, sie bezahlten 99 Cent dafür, ich verdiente mit einem Verkauf 18 Cent! Gut, es verkauften sich in einem Monat glaube ich 5 Stück, aber mein Freund und ich feierten jedes einzelne Buch, weil es einfach so unglaublich war.
Hiermit wären wir dann bei dem Teil „aller Anfang ist schwer“. Geschrieben habe ich wie gesagt schon immer, in Deutsch hatte ich im Abi auf dem Abendgymnasium 14 Punkte, ich hatte Germanistik studiert und unterrichtete Schülerinnen und Schüler in Deutsch. Somit war ich überzeugt, dass der Text selbstverständlich so gut wie fehlerfrei sein müsste, immerhin hatte ich auch noch die Word-Korrektur drüberlaufen lassen.
Heute weiß ich es besser. Niemals kann man eigene Texte korrigieren oder lektorieren, man ist einfach betriebsblind. Die Quittung folgte auf den Fuß. Rezensionen wie „In dem Buch finden sich leider unzählige Schreibfehler und mich stört es auch, wenn Jemand mit einem Radkreuz ausholt und die angegriffene Person dann nicht das Radkreuz, sondern die Radkappe an den Kopf bekommt“ oder „Miserabel schlecht geschrieben – der wahre Horror“ trudelten ein (von den Beschwerden darüber, dass es zu blutrünstig ist und den vielen Sex mal abgesehen). Peinlich für jemanden, der sich doch eigentlich mit Sprache auskennt, ich muss schon zugeben, ich schämte mich ein bisschen. Aber es ist eben ein Unterschied, ob man es einfach aus sich fließen lässt oder ob man eine Hausarbeit für einen Germanistikprofessor schreibt.
Glücklicherweise gab es da aber auch Menschen wie Matthias Sahlmann oder Beate Senft, die mir Mut machten, die das hervorhoben, was gut gelungen war und die mich zum Weitermachen ermutigten. Euch habe ich es zu verdanken, dass ich nicht augenblicklich die Flinte ins Korn geschmissen habe, sondern erkannt habe, dass da noch etwas in mir ist, das schreiben kann und auch sollte. Den Käfer gibt es nicht mehr (bis auf die verkauften Taschenbuch-Exemplare und die zwei, die ich im Schrank stehen habe), Melisa hingegen schon.
Nicht lange nach dem Käfer kam mein zweites Buch, das auch deutlich länger wurde. Dazu dann mehr im nächsten Post in den kommenden Tagen.